Klagefall
Freitag, 18. Dezember 2015
Inari

»Zugvögel … Einmal nach Inari« ist ein Film über eine Reise, wie sie heute nicht mehr stattfinden könnte. Die Geschichte spielt 1994 und beginnt in Dortmund, wo sich der Bierfahrer Hannes Weber (gespielt von Joachim Król) auf den Weg macht, um im nordfinnischen Örtchen Inari an einem Fahrplan-Wettbewerb teilzunehmen. Passenderweise in Finnland treffen sich Kursbuchnerds, um zu ermitteln, wer die weltweiten Eisenbahnfahrpläne am besten im Kopf hat.

Das Ganze erscheint nicht nur deshalb vollkommen aus der Zeit gefallen, mit dem Abstand von 20 Jahren wirkt der Film wie aus einem Technikmuseum. Es gibt Musikkassetten, Postkarten, riesige Funktelefone und Faxgeräte. Die Gegenwart, in der das Kursbuch durch die Algorithmen eines Computerprogramms ersetzt worden ist, scheint im Film in Gestalt eines Fahrplanexperten des Bahnkonzerns auf, der einen Koffer voller Disketten dabei hat.

Es ist ein langsames Roadmovie auf Schienen, unterbrochen von einigen Fährfahrten. Man bekommt Lust, die Strecke mal nachzureisen, über Hamburg, Stockholm, Turku bis nach Kemijärvi und von dort die letzte Strecke mit dem Bus. Wer Schlagwagenabteile, Speisewagen und Schiffskabinen liebt, ist hier richtig. Im Film wird viel geraucht und um so mehr getrunken, je weiter die Protagonisten nach Finnland hineinkommen. Die Handlung wird durch eine Kriminalgeschichte und eine Liebesgeschichte vorangetrieben. Hannes wird verdächtigt, seinen Chef in der Spedition erschlagen zu haben und von Kommissar Franck (gespielt von Peter Lohmeyer) bis nach Inari verfolgt. Auf der Reise lernt Hannes die Finnin Sirpa Salonen (gespielt von Outi Mäenpää) kennen. Am Ende erliegt auch der Kommissar der Faszination von Bahnfahrplänen und Hannes bekommt die Gelegenheit, eine Liebeserklärung mit einer Eisenbahnverbindung auszudrücken, weshalb des schöne Wort Haparanda einige Male im Film vorkommt. Aber wenn Hannes über Haparanda gefahren wäre, hätte er in der Bahnhofsgaststätte von Seinäjoki kein gutes deutsches Bier bekommen.

Man muss sich ein Weblog als ein Notizbuch vorstellen, das nicht verlorengehen kann und das niemand findet. Seit 5286 Tagen glücklich auf Antville.
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