Klagefall |
Donnerstag, 11. August 2011
Vom Schweigen
Ich bin jetzt auch bei Googleplus. Ich probiere alles aus. Googleplus ist der neueste Schrei. Zuerst gab es Twitter. Zwischendurch hatte ich den Twitteraccount mal gelöscht, dann aber doch wieder angelegt. Bei Twitter geht alles ganz schnell. Wenn irgendwo irgendwas passiert, sieht du es sofort in deiner Timeline. In Echtzeit (so als ob es unechte Zeit gäbe). Danach kam Facebook (Identi.ca und die ganz kleinen Sachen lasse ich jetzt mal weg, sonst wird es zu unübersichtlich). Bei Facebook sind alle deine Freunde. Deine Freunde, deine Nachbarn, Leute aus der Schule, aus dem Verein, die ganzen Politniks, was weiß ich. Alle sind dort angemeldet, aber keiner schreibt etwas. Das ist das Facebookprinzip. Die Empfänger sind einfach zu verschieden, als dass man allen denselben Text schicken wollte. Da kannst du auch im Bus aufstehen und eine Rede halten. Mir war das dort erst ein bisschen unheimlich und ich löschte mein Profil oder was man so löschen nennt. Inzwischen bin ich wieder angemeldet, na ja, wegen der Freunde. Ich bin aber ganz still. Das nächste Ding war Diaspora. Diaspora ist wie Facebook, nur mit Datenschutz und mit Aspekten. Du kannst deine Kontakte (also die Freunde oder wie das eben heißt) in Aspekte packen und dann nur an betimmte Aspekte schreiben. So wie die Kreise bei Googleplus, die haben das nachgemacht oder so. Das macht es allerdings auch nicht einfacher, wenn du die Leute in Schubladen stecken sollst. Und jetzt eben Googleplus. Bei Googleplus sind die coolen Leute, besonders wegen des aufgeräumten Designs und der Technik, nehme ich an. Drag and Drop. In Wirklichkeit sind natürlich alle zugleich bei Twitter, bei Facebook, bei Diaspora und bei Googleplus und posten überall dieselben Texte und Links. Das nennt man Crossposting. Sicher ist sicher, so geht nichts verloren. Das stimmt natürlich nicht. Twitter war gar nicht zuerst da. Zuerst gab es die Blogs. Blogs sind wie eine eigene Wohnung, ab und zu kommt jemand zu Besuch, guckt sich deine Fotos an und liest, was du geschrieben hast. Wenn er kommentiert, kommt ihr ins Erzählen. Der RSS-Reader sagt dir, ob Licht im Fenster ist, damit du nicht umsonst losläufst. Das Dumme an der eigenen Wohnung ist nur, dass du sie selbst mieten, einrichten und putzen musst. Und manchmal hockst du ganz allein darin. Das Schöne am Social Web ist, dass alles schon fertig ist. Es ist ein Fluss, kein Anfang, kein Ende. Die Leute sind schon da, haben alle ihren eigenen Laden in dieser Passage und strömen unablässig hin und her. Es kostet nichts, es regnet nicht rein und du brauchst nur auf den Avatar zu klicken, um jemanden zu treffen. Früher, als es noch keine Telefone gab, musste man extra hinfahren und an der Tür klingeln. Neben der Tür hingen eine weiße Kassenrolle und ein Bleistift. Wenn niemand da war, konnte man da eine Nachricht hinterlassen. Damit fing es an.
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Man muss sich ein Weblog als ein Notizbuch vorstellen, das nicht verlorengehen kann und das niemand findet. Seit 5496 Tagen glücklich auf Antville.
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