Klagefall
Steve Russell: Wie man als Indianerdichter erfolgreich wird

Sag nicht »Hunger«.
Schreib lieber von den prallen roten Erdbeeren,
die die Cherokee
in den Cookson Hills anbauen,
als von den Nagetieren, in Schmalz gebraten
und mit Kräutern aus dem Straßengraben garniert,
das Extra zu den Lebensmittelrationen.

Sag nicht »obdachlos«.
Schreib lieber von den roten Wildblumen und der kargen Schönheit
der Black Hills in South Dakota,
als von den ausgebrannten Wohncontainern und den Pappkartons
im Pine Ridge Reservat.

Sag nicht »Krankheit«.
Erzähl uns lieber vom roten Sand,
der dem Medizinmann der Najavo
durch die Hände rinnt,
als uns daran zu erinnern,
dass Hantaviren durch Ratten verbreitet werden.

Sag nicht »Völkermord«.
Erzähl uns lieber von Red Cloud und Rolling Thunder,
von Crazy Horse und Tecumseh,
gute tote Indianer
– eine Kühlerfigur auf dem Pontiac –
als uns an das Cheyennemädchen
in Sand Creek zu erinnern,
die wie eine überreife Wassermelone explodierte,
innen rot und außen rot,
von der Arbeitsseite
einer .50-Kaliber-Sharps.

Erzähl,
schreib,
Oh du weiser edler roter Mann,
Schamane der Native American,
teil deine mühsam gewonnene Weisheit
– aber nicht zuviel davon.

Übersetzt nach Steve Russell: How to Succeed as an Indian Poet.

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Man muss sich ein Weblog als ein Notizbuch vorstellen, das nicht verlorengehen kann und das niemand findet. Seit 5290 Tagen glücklich auf Antville.
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